Glück gehabt

Der Junge lässt sich vom Beckenrand ins Wasser plumpsen und schwimmt Richtung gegenüberliegendem Beckenrand, wo es zur Rutsche geht. Schon als er los schwimmt, denke ich, er schwimmt aber komisch, eine Art Kraul, wie ein Hund es tut. Das kostet viel Kraft. Vorwärts kommt er nur langsam. Schafft er das?

Das Wasser spritzt. Etwa bei der Hälfte der Strecke ist der Kopf schon öfters unter Wasser, als darüber. Es spritzt immer mehr. Ich schaue weiter, gehe näher ran (ich konnte im Wasser stehen). Sein Kopf ist nun fast nur noch unter Wasser, statt darüber, um Luft zu holen. Zwei Meter vor dem rettenden Beckenrand ein letztes Mal, Gesicht nach oben gen Himmel, Nase und Mund ein letztes Mal gerade über der Wasseroberfläche, dann kommt er nicht mehr hoch. Er ist am Ende, hat keine Kraft mehr, zappelt noch unter Wasser, versucht wohl verzweifelt nach oben zu kommen, schafft es aber nicht mehr.

Um ihn herum, kein ein Meter entfernt, spielende und tobende Kinder. Keiner merkt, was sich da gerade unter der Wasseroberfläche abspielt. Der Bademeister sieht es auch nicht.

Ich ziehe in raus.

….

Danach habe ich mit ihm gesprochen, ob er denn gemerkt hätte, was da gerade passiert ist (hat er, sagte er) und erklärte ihm, wie wichtig es ist, am Beckenrand oder im seichten Wasser zu bleiben.

Die folgende Nacht habe ich kaum geschlafen und mir immer wieder vorgestellt, was passiert wäre, hätte ich es nicht gesehen und geahnt, was sich da gleich abspielen könnte. Man hätte wohl am nächsten Tag in der Zeitung lesen können, man verstehe es nicht, es waren doch so viele Menschen da, wie könne so etwas da nur passieren …

Warum schreibe ich das? Weil ich möchte, dass ihr die Augen auf behaltet. Es kann ein kleines Leben retten.

Nachtrag:
Im November letzten Jahres war ich in der Karibik segeln. Die kleine Insel vor uns war doch so nah. Ich sprang ins Wasser und schwamm los … und war verdammt froh, als mich keine 10 Meter vor der Insel, ein Boot aus dem Wasser fischte. Glück gehabt.

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